Bali und Lombok

Am 15. Juni hatte dann auch ich meinen letzten Praktikumstag. Der Abschied von den Kollegen fiel schwer, der von Jakarta eher weniger. Die Sehnsucht nach Deutschland und vor allem dem deutschen Frühsommer war groß. Folglich hielt sich unsere Motivation, noch einmal für 3 Wochen durch Bali und Lombok zu reisen, in Grenzen.

Mit jedem Reisetag fiel diese Reisemüdigkeit jedoch zusehends von uns ab und wir genossen die letzten Tage in Indonesien nochmals in vollen Zügen: Party in Kuta, Tempel in Ubud, Wandern in Munduk und am Mount Rinjani, Tauchen in Amed…

Gefi hat eine Prezi zu unserer Reise erstellt und ich habe ein kleines Video von unserem Tauchgang zusammengeschnitten. Viel Spaß:

Ein kleiner Nachtrag zu meiner „Geschäftsreise“ nach Westtimor – Teil 3

Tag drei in Westtimor. Am Tag zuvor habe ich junge Gemüsebäuerinnen und Viehzüchter/innen besucht, heute werde ich ins Dorf Oesena zu traditionellen Weberinnen fahren. Das Weben ist in Indonesien eine jahrhundertealte Tradition und jede Region hat ihre eigenen Techniken und Muster entwickelt. Zahlreiche Frauen arbeiten als Weberinnen und produzieren mit ihren selbstgefertigten Webstühlen wunderschöne farbenfrohe Stoffe. Was wunderbar klingt, kann für eine einzelne Weberin schnell zum Verhängnis werden, denn die Konkurrenz ist groß und das Weben kaum noch profitabel und zunehmend unattraktiv für die junge Generation. Das bedeutet nicht nur, dass zahlreiche junge Menschen von der Armut zum Auswandern gezwungen werden und sich damit leicht in die Hände von Menschenhändlern begeben, sondern auch, dass eine kostbare Tradition verloren geht.

Oesena ist eines von zahlreichen Dörfern in ganz Indonesien und den Philippinen, in welchen ein Projekt zur Erhaltung und wirtschaftlichen Förderung dieser Tradition durchgeführt wird. Es wird mit fast 2 Mio. € EU-Geldern finanziert und von der Organisation HIVOS umgesetzt. Insgesamt profitieren 7.000 Weberinnen davon. Der innovative und doch sehr einfache Gedanke hinter dem Projekt liegt darin, den Weberinnen die rein natürliche Färbung ihrer Baumwolle beizubringen. Das hat zweierlei Folgen: Zum Einen finden sie die notwendigen Pflanzen in ihren eigenen Gärten und müssen dafür keine Wege und Kosten auf sich nehmen. Zum Anderen eröffnet ihnen die umweltfreundliche Produktion den Öko-Markt. In nationalen Ausstellungen und Foren von nachhaltig produzierten Waren finden sie Käufer, die bereit sind, für ökologische Produkte einen Aufpreis zu zahlen. Gleichzeitig konkurrieren sie hier mit nur wenigen anderen Weberinnen.

In Oesena haben sich vor drei Jahren 25 Weberinnen zu einer Gruppe zusammengeschlossen. In der Gruppe sind sie stärker und unabhängig von ihren Ehemännern. Das Einkommen wird geteilt, die Stoffe zusammen vermarktet, und wenn jemand krank wird, kommt die Gruppe für sie auf. Um uns zu zeigen, wie man die Farbstoffe gewinnt, pflückt die Weberin Ibu Afli Ton Blätter des Cashew-Baumes und kocht sie. Mit dem Kochwasser und mithilfe von natürlichen Materialien können unterschiedliche Färbungen erzielt werden. Den Schal, den ich als Willkommensgeschenk überreicht kriege, hat sie zum Beispiel mithilfe von Stachelannonen und Kokospalmen gefärbt.

Auch wenn das Projekt schon dieses Jahr ausläuft, braucht die Gruppe noch Unterstützung bei der Vermarktung. Die lokale Regierung und andere Interessenten haben bereits ihre Hilfe angeboten und Pläne geschmiedet. Sie wollen eine kleine Firma gründen, um die Weberinnen in der Vermarktung, Kreditaufnahme und Geldanlage zu beraten. Außerdem soll Oesena ein Ziel für Ökotourismus werden. Damit auch die junge Generation wieder Gefallen an der Tradition findet, planen die Weberinnen, den traditionellen Stoffen neues Leben einzuhauchen und sie zu Schuhen und Taschen weiterzuverarbeiten. Wie es aussieht, steckt großes Potential in Oesena.

Auf dem Rückweg kreisen meine Gedanken um die Erlebnisse der vergangenen Tage. Auf dem Papier ist  es schwer, nachzuvollziehen, wohin genau all diese EU-Gelder fließen. Jetzt, wo ich die Menschen kennengelernt habe, die dank dieser Gelder ein Leben mit weniger Sorgen führen können, verstehe ich es. Ich habe zwar nur einzelne Geschichten gehört, aber jede einzelne war gefüllt mit Energie und dem Tatendrang, das Projekt eigenständig weiterzuführen und kreativ auszubauen. Die Vorstellung, dass zehntausende Menschen solche Geschichten zu erzählen haben, gibt Hoffnung, dass die Gelder ihre Investition wert sind.

Ein kleiner Nachtrag zu meiner „Geschäftsreise“ nach Westtimor – Teil 2

In Gedanken noch bei den jungen Bäuerinnen, die nun durch ihre finanzielle Unabhängigkeit vor der Ausbeutung und dem Menschenhandel bewahrt werden, geht es weiter ins Dorf Tesiayofanu. Etwa 2.500 Menschen leben hier und viele von ihnen begrüßen uns lautstark und künstlerisch mit Gesang und Tanz. Zum Anlass unseres Besuches wurden extra eine Kuh und ein Schwein geschlachtet – Vieh, das dem Dorf auf dem Markt umgerechnet etwa 800€ eingebracht hätte. Die Menschen drücken auf eine rührende Art und Weise ihre Dankbarkeit für das Projekt aus, an welchem sie nun seit etwa einem Jahr teilnehmen.

Seit März 2016 ermöglicht ihnen ein Projekt, welches mit 750.000€ von der EU gesponsert und für drei Jahre von Plan International durchgeführt wird, mit ihrer Viehzucht mehr Geld zu machen. Die junge Generation des Dorfes kann nun auf ein würdiges Leben hoffen und wird nicht durch die Armut zur Auswanderung gezwungen, durch welche viele junge Menschen in die Hände von Menschenhändlern geraten. Es werden gleichermaßen junge Männer und junge Frauen in das Projekt eingebunden. Das ist besonders wichtig, da junge Frauen vergleichsweise gefährdeter sind. Ihre finanzielle Unabhängigkeit schützt sie nicht nur vor dem Menschenhandel, sondern zunehmend auch vor frühen Hochzeiten. Diese werden häufig aufgrund der finanziellen Not der Eltern eingegangen, welche nicht für ihre Töchter aufkommen können und dem Bräutigam die finanzielle Last zuschieben.

Durch das Projekt bekommen die Dorfbewohner Tesiayofanus Startkapital, um junges Vieh zu erwerben. Ein Kalb kostet sie etwa 350€ – Geld, welches sie ohne einen Kleinkredit nicht einfach so kurzfristig entbehren und langfristig investieren könnten. Außerdem durchlaufen die Bewohner zahlreiche Trainings, in denen sie lernen, wie sie ihr Vieh zu größeren, kräftigeren Rindern aufziehen, die auf dem Markt mehr wert sind. Nach der Aufzucht können sie ein Rind nun für etwa 630€ an einen Schlachter weiterverkaufen – das macht ca. 280€ Gewinn pro Rind. Das Projekt bietet den Dorfbewohnern außerdem das Netzwerk zu größeren Unternehmen, die ihnen die ausgewachsenen Tiere wieder abkaufen und sichert somit das Dorfeinkommen.

Tesiayofanu ist nicht das einzige Dorf, in welchem dieses Projekt durchgeführt wird. In Westtimor profitieren insgesamt 40 Dörfer in fünf verschiedenen Distrikten davon. Das hat zweierlei Folgen: Zum Einen wird dadurch die armutsbedingte Auswanderung in einem größeren Maßstab bekämpft. Zum Anderen wird auch mehr Rindfleisch produziert. Damit wird ein weiteres Problem in Indonesien in Angriff genommen: Die viel zu hohen Rindfleisch-Preise. Als mehrheitlich muslimische Bevölkerung, die kein Schweinefleisch isst, konsumieren die Indonesier sehr viel Rindfleisch – mehr, als die lokale Produktion aufbieten kann. Dazu kommt, dass Importe von der indonesischen Regulierung streng reguliert werden, sodass nur wenig Rindfleisch eingeflogen wird. Wie überall steigt der Preis, wenn die Ware knapp ist. Durch das Projekt, welches möglichst mithilfe der indonesischen Regierung auf weitere Provinzen ausgeweitet werden soll, soll langfristig mehr Rindfleisch produziert werden. Würden die Preise wieder sinken, könnten sich auch die armen Indonesier zumindest zu besonderen Anlässen Rindfleisch leisten.

Fasziniert davon, wie ein vergleichsweise kleines Projekt jeden einzelnen Teilnehmer und gleichzeitig langfristig gedacht ein ganzes Land beeinflussen kann, fahre ich zurück ins Hotel. Am nächsten Tag geht es früh weiter – ins dritte und vorerst letzte EU Entwicklungsprojekt, welches ich in Westtimor besuchen darf.

Ein kleiner Nachtrag zu meiner „Geschäftsreise“ nach Westtimor – Teil 1

Seit zwei Stunden sitze ich nun in diesem Geländewagen und habe das Gefühl, wir kommen einfach nicht voran. Wir – das sind der Botschafter, mein Chef, meine Kolleginnen und ich auf Besuchsreise zu EU-Entwicklungsprojekten in Westtimor. Unser vorheriges Auto mussten wir im letzten Ort gegen einen Allrad eintauschen, bevor wir die befestigte Straße verlassen haben. Mit durchschnittlich höchstens 15 km/h kämpft unser Fahrer sich von Schlagloch zu Schlammloch über die bergige Strecke und findet notdürftig Umwege, wo Brücken eingestürzt sind. Am Wegrand stehen vereinzelt einfache Häuser, ansonsten erstrecken sich unendliche Landschaften scheinbar unbesiedelter Wälder unter uns im Tal. Wir befinden uns in Westtimor, dem indonesischen Teil der Insel Timor, welche nur eine Flugstunde von Australien entfernt ganz im Süden des Archipels liegt.

Westtimor gehört zu den ärmsten Regionen Indonesiens. Hier lebt jeder vierte Mensch in Armut, d.h. er hat im Monat 20€ oder weniger zur Verfügung. Dazu kommt das trockene Klima, welches der Bevölkerung, die zu 90% aus Bauern besteht, die Arbeit erschwert. Von der Armut und Dürre geplagt, zieht es jedes Jahr zahlreiche junge Menschen in andere Regionen Indonesiens oder nach Malaysia, wo dieselbe Sprache gesprochen wird. Viele von ihnen haben keine Papiere und reisen daher illegal, wodurch sie höchste Gefahr laufen, Menschenhändlern in die Hände zu geraten. Vor allem junge Mädchen sind gefährdet. Die indonesische Kommission für Menschenrechte und das Ministerium für Arbeitskraft und Auswanderung haben die Provinz daher längst zur Notfallregion für Menschenhandel erklärt. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, der Auswanderung der jungen Menschen aus Westtimor entgegenzuarbeiten und sponsert daher verschiedene Projekte, die von internationalen und lokalen Partnerorganisationen vor Ort umgesetzt werden.

Eine der jungen Frauen, die Westtimor verlassen haben, ist Norbes. Nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, beschloss sie, sich zur Schneiderin ausbilden zu lassen und in die Großstadt Surabaya auf die indonesische Insel Java zu ziehen, um dort mehr Geld zu verdienen, als es ihr in ihrem Heimatdorf in Westtimor möglich war. Von ihrem Lohn wollte sie regelmäßig einen Teil zurück an ihre Familie schicken. Doch ihr Plan ging nicht auf: In Surabaya verdiente Norbes umgerechnet nur 350€ im Jahr, also etwa 30€ im Monat oder einen Euro pro Tag. Der gesetzliche Mindestlohn liegt in dieser Provinz eigentlich bei etwa 90€ im Monat. In anderen Worten: Sie verdiente viel zu wenig, um auf Java, der am weitesten entwickelten und teuersten Insel Indonesiens, zu überleben. Um nicht weiterhin ausgebeutet zu werden, kehrte Norbes zurück in ihre Heimat, ins Dorf Toblopo.

Norbes hatte Glück: Toblopo ist eines der Dörfer, welche von der EU und der Nicht-Regierungsorganisation Plan International ausgewählt wurden, um dort von 2013 bis 2016 mit 1,5 Mio. € EU-Geldern das Young Women Economic Empowerment Projekt durchzuführen, welches jungen Bäuerinnen ein größeres Einkommen ermöglicht. Als eine von insgesamt 3.000 Frauen, konnte Norbes durch das Projekt an zahlreichen Trainings teilnehmen. Sie hat sich landwirtschaftliche Fähigkeiten angeeignet, mithilfe derer sie nun 23 verschiedene Gemüsesorten anbauen kann.

Zudem wurde den Bäuerinnen beigebracht, wie sie ihre Produkte vermarkten und ihr Einkommen am besten managen können. Inzwischen verkaufen sie ihre Ernte nicht nur auf lokalen Märkten, sondern auch in der 100km entfernten Provinzhauptstadt Kupang und haben so eine größere Kundschaft. Die Bäuerinnen haben sich in Gruppen zusammengeschlossen, in denen sie gemeinsam arbeiten und sich auch sonst gegenseitig unterstützen. So wurden sie zum Beispiel auch über Themen wie die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, sexuelle Gesundheit und Verhütung aufgeklärt. Das dreijährige Projekt ist zwar 2016 ausgelaufen, doch die Bäuerinnen tragen es weiter. Anstatt auszuwandern, werden junge Mädchen neu in die Gruppen aufgenommen und selbstständig ausgebildet.

Norbes ist inzwischen 27 Jahre alt und zur Anführerin der Gruppe in Toblopo geworden. Im vorletzten Monat konnte sie mit ihrer Ernte etwa 1120€ verdienen, letzten Monat waren es sogar 1400€. Sie übersteigt den gesetzlichen Mindestlohn damit um ein 15-faches. Ans Auswandern denken Norbes und ihre Gruppe schon lange nicht mehr. Dennoch bestehen weiterhin Probleme: „Viele junge Frauen steigen aus, weil sie von ihren Eltern früh verheiratet werden und zu ihren Ehemännern ziehen müssen“, erzählt Norbes. Der Wandel erfolgt nur langsam und Norbes ist eine Pionierin: Sie hat sich fest vorgenommen, ihr neu erlangtes Wissen an so viele junge Frauen wie möglich weiter zu geben. Daher hat sie einen Youtube-Kanal erstellt, auf dem sie Tipps und Tricks des Gemüseanbaus erklärt. Sie plant außerdem, auf die Nachbarinsel Flores zu reisen, um auch dort Trainings zu geben.

Lebenszeichen aus Bali

Hallo ihr Lieben, hier ein kleines Update von uns, bevor ihr in ein paar Tagen ausführlichere Berichte kriegt. Nach zwei fröhlichen Partynächten am Ballermann der Australier namens Kuta, waren wir von Ubuds vielen Touris und hohen Preisen eher enttäuscht. Umso mehr genossen wir das kühlere Klima und die Abgeschiedenheit der Berge um Munduk. Nach einem eintägigen Zwischenstopp in Lovina, sind wir momentan am Strand vom traumhaften Küstenörtchen Amed mit Vulkanpanorama und Korallenriffen. Dort schallte folgendes Lied, das wir euch nicht vorenthalten wollten, aus den Boxen:

 

Ramadan – die Besinnung aufs Wesentliche (?)

Ramadan ist für die Muslime ein Monat des Verzichts und der Besinnung auf das Wesentliche und ihre Religion. Es geht darum, wertzuschätzen, was man hat und sich solidarisch mit denen zu zeigen, die weniger haben. Man soll sich selbst von Sünden reinigen, nicht nur körperlich sondern auch psychisch. Daher wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder gegessen, noch getrunken, nicht geraucht oder miteinander geschlafen. Viele Restaurants schenken keinen Alkohol aus oder „tarnen“ ihn, indem sie ihn direkt in Gläsern und nicht in den originalen Flaschen verkaufen. Der tiefere Sinn des Ramadans bezieht sich auch auf die Gedankenwelt: Wer wirklich fastet, bemüht sich, seine bösen Gedanken zu zügeln. Es wird nicht gelästert oder gelogen  und auch unsittliche Blicke werden gezügelt. Soviel zur Theorie…

In der Praxis geschieht das Ganze weniger fromm und zurückhaltend, als man sich vielleicht vorstellen würde. Das allabendliche Fastenbrechen wird gerne zum fröhlichen, sozialen Event. Viele Menschen treffen sich im großen Kreis der Familie, Freunde oder Kollegen zum Abendessen, welches häufig aufwendiger zubereitet ist, als sonst. Deswegen nehmen übrigens viele Menschen während des Ramadans trotz des Fastens zu.  Nachmittags verkaufen noch mehr Leute als sonst ihre Speisen auf der Straße, damit alle Menschen fürs Fastenbrechen gewappnet sind. Pünktlich zum Sonnenuntergang (Facebook sagt uns übrigens die genaue Uhrzeit an) wird auf eine große Trommel geschlagen – jetzt darf gegessen werden.

Im Büro geht es zu Zeiten des Ramadans etwas ineffizienter und lustiger zu – die Menschen arbeiten weniger, beten häufiger und länger, sind unkonzentrierter und geselliger – das Fasten verbindet. Die meisten von ihnen nehmen zu dieser Zeit Urlaub, spätestens um Ende des Monats zum großen Zuckerfest nach Hause zur Familie zu fahren.

Der Ramadan hat aber auch weniger angenehme Seiten: Der Muezzin hört gar nicht mehr auf, seine Botschaften im ganzen Viertel hörbar zu verbreiten. Die sonst eher kurzen Aufrufe zum Gebet erstrecken sich nun zu manchmal stundenlangen Gebeten. Die feste Uhrzeit des Fastenbrechens hat außerdem ihre Auswirkungen auf die Rushhour: Nun verlassen fast alle Menschen das Büro zur gleichen Zeit, um rechtzeitig Zuhause zu sein. Der Stau ist noch schlimmer als sonst – was eigentlich unmöglich scheint.

Der Ramadan wird außerdem extrem kommerzialisiert, ähnlich wie Weihnachten in Europa und den USA. Es gibt zahlreiche Special Editions und Sonderaktionen aller möglichen Lebensmittel, Dienstleistungen oder Kleidungsläden. Was würde Trump wohl dazu sagen, dass die uramerikanische Marke Oreo eine Ramadan-Edition ihrer Kekse verkauft? Weil außerdem mehr Lebensmittel gekauft werden, steigen während des Ramadans die Preise an. Dazu kommt, dass die meisten Leute die Reise nach Hause finanzieren müssen. Viele kommen aus ganz anderen Regionen Indonesiens und die Flüge sind zu dieser Zeit natürlich besonders teuer. Das führt leider und ironischer Weise dazu, dass ausgerechnet im Monat der Besinnung die Kriminalitätsrate extrem ansteigt – und dabei geht es leider nicht nur um Taschendiebe.

Von der Zurückhaltung im Bezug auf „unsittliche Blicke“ habe ich als weiße, blonde Frau leider auch nichts gemerkt – zu schade aber auch. Und dabei haben die Indonesier es vergleichsweise leicht: Die Sonne geht jeden Tag um Viertel vor sechs unter, das Fasten dauert somit etwa 12 Stunden. Ein Muslim in Nordskandinavien hat es mit 23 Sonnenstunden am Tag etwas schwerer…

Flores 2.0 – Auf den Spuren der Urzeit-Drachen

15 Stunden Bootsfahrt erwarteten uns an unserem dritten Tag in Flores. Sowohl den Sonnenaufgang, als auch den Sonnenuntergang und den wunderschönen, tiefschwarzen nächtlichen Sternenhimmel durften wir vom Wasser aus miterleben. Vom Hafen Labuan Bajos ging es frühmorgens zur märchenhaft verzweigten Padar Island, deren einzige Bewohner drei riesige Urzeit-Warane sind. Um auf den Gipfel zu wandern, braucht man nicht lange, aber die Sonne ist erbarmungslos und Schatten gibt es in der savannenartigen Landschaft nicht, sodass jede weiß-rosa-farbige Haut relativ zügig wieder den zurück Weg aufs Boot sucht. Dennoch: der Ausblick von ganz oben ist unbeschreiblich und einmalig und zeigt wieder einmal, wie einfallsreich die Natur doch ist.

Nächste Station: Komodo. Die Insel beherbergt zahlreiche Urzeit-Warane, die daher auch Komodo-Drachen genannt werden. Diese fiesen Viecher sind hochgiftig und nur ein Biss ist tödlich, wie letzten Monat ein Singapurer am eigenen Leib erfahren musste. Auch wenn sie gerne träge herumliegen, können sie mit 20 km/h ziemlich schnell werden. Sie sind nicht nur allen anderen Lebewesen, sondern auch ihrer eigenen Spezies eine Gefahr, denn sie sind Kannibalen und fressen ihren eigenen Nachwuchs. Die Komodo-Babys lernen daher früh, sich auf die Bäume zu retten, wo die großen, drei-Meter-langen Riesenechsen ihnen nicht hin folgen können. Eine sympathische Begegnung 😉

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Weiter geht es mit dem Boot zum sogenannten pinken Strand, deren Sand dank der angeschwemmten, winzig kleinen Korallenteilchen häufig rosa leuchtet. Mit Taucherbrille und Schnorchel entdecken wir die farbenfrohe Unterwasserwelt.

Last but not least, geht es raus auf die tiefe See, die unter unserem Boot pechschwarz und manchmal tückisch ruhig, doch dann wieder hektisch aufgewühlt ihre Wellen schlägt. Die Strömungen sollen unberechenbar sein. Dennoch wagen einige den Sprung ins Wasser, denn hier gibt es riesige Mantarochen. Mit einer Spannweite von geschätzten zwei Metern, sowohl von rechts nach links als auch von vorne nach hinten, schwimmen sie direkt an unserem Boot vorbei – fast wirkt es, als würden sie fliegen. Trotz ihrer unglaublichen Größe, wirken sie friedlich und geschmeidig… faszinierende Tiere. Auch eine kleine Delfinschule kreuzt unseren Weg.

Müde von einem langen Tag auf See legen wir uns aufs Dach des Bootes und betrachten den Sonnenuntergang und später den wunderschönen Sternenhimmel, bis wir nach einem stundenlangen Kampf gegen die Strömung viel später als geplant wieder in Labuan Bajos Hafen einlaufen. Wegen unserer Verspätung müssen wir als achtes Boot im Päckchen anlegen und haben noch ein ganzes Stück zu klettern, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen haben und leicht torkelnd in Richtung Hostel zurückschwanken.